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02.03.2018

Zugezogen Maskulin (DE)

Tickets gibt`s ab 4. Oktober!

support:Veedel Kaztro (DE)

Fr, 02.03.2018, 20:00 UHR,
VA: RH-Veranstaltung
PREISE Member Vorverkauf 18.00€Vorverkauf: 20.00€
Member Abendkassa: 20.00€Abendkassa: 25.00€
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Zugezogen Maskulin

Zugezogen Maskulin
Foto: Robin Hinsch

Da ist dieses Land, so kalt und grau. Ein Land, das so vielen eine Heimat sein könnte, doch nur so wenigen eine Heimat sein will und das sich dann immer beklagt, nicht genug ge- liebt zu werden. Da ist dieses Land, zwischen Bergen und Meer, dazwischen „Steine und Draht“, hin und hergerissen von der eigenen Geschichte, so verloren, im Strom der Zeit, weil Länder immer verloren sind und sowieso nur dort existieren, wo das Gehirn sitzt. 

Da ist das kleine mu ge Zimmer, die Kälte und die stille Verzwei ung einer mi elklei- nen Großstadt, einer großen Kleinstadt, die einem auch dann noch nachhängt, wenn man selbst schon in die wirklich große Stadt gegangen ist. Fortgegangen, von all den Din- gen, die einen daran erinnern, wo man herkommt. Und da sind die anderen, die eben- falls fortgegangen sind und von denen manche nicht wiederkehren, nie wieder, weil „der müde Tod“ in den längsten Ästen der Trauerweide schaukelt. Weil das Leben eben doch nicht unendlich ist, wie man sich das frühmorgens auf den Dächern der großen Stadt, der wirklich großen Stadt, so erträumt – wie in der Telekomwerbung – und dann erwischt es uns kalt und dann fängt es an, das Nachdenken, wohin wir denn eigentlich gehören. Das Nachdenken über das Alte, in das wir nicht mehr zurück können und das Neue, das nicht das ist, was wir uns erho en. Und so straucheln wir durch die Welt, erfüllt von der Liebe zu Allen, und der Angst, sie alle zu hassen, weil sie es nicht wert sein könnten, so geliebt zu werden. Zerrissen. 

Da sind diese Zeiten, so furchterregend und glitzernd, so schrill in ihren Tönen. So irre, dass man es gar nicht aushält und denkt, dass der verrückte Flötenspieler nun endgül- tig alle in seine Gewalt gebracht hä e. Die Zeiten von denen man dachte, wir hä en sie hinter uns gelassen, in diesem Land zwischen Bergen und Meer und dem anderen Land auf der anderen Seite des Meers ... und war nicht immer alles besser und vernün iger geworden in der Zwischenzeit, seit „Ste Graf“ auf dem Centre Court gestanden hat. Und plötzlich sind sie ganz nah, die Massen, die auf einer Brücke Köpfe abschneiden, auf einer Brücke, die man aus den Ferien kennt, kaum zwei oder drei Flugstunden von uns entfernt. Und genauso weit ist der nächste Krieg entfernt, wo junge Menschen ins Feuer geschickt werden, für das dortige Land zwischen Bergen und Meer, das ebenfalls nur dort existiert, wo ihre Gehirne sitzen und deshalb vielleicht gar nicht mehr existiert, weil die Gehirne herausgeschossen wurden, für die Idee vom Vaterland ... Und die Frontlinien kommen näher und die Risse werden spürbarer. „Es beginnt in einem Nachbarstaat und kommt in deine Nachbarstadt“, die Gesellscha en kla en auf und die Gräben werden sichtbar. Wir sind zerspli ert in Atome, auf der Suche nach dem Glück und gegenseitig rennen wir uns über den Haufen, festgestamp von der Party-Crowd, die im Nebel des Vergessens weiter wankt. Nach vorne. Nach oben. Vielleicht bleibt einem in diesen Zei- ten nur noch das kleine Glück. Das Private. Scheiß auf das Kollektiv. Das Kollektiv ist eine Lüge. Und deshalb muss man die Ellenbogen ausfahren und um die besten Plätze kämp- fen ... Auf Instagram und Twi er. „Alle gegen Alle“. 

Und da ist dieses Album, das von alldem erzählt, von dem es eigentlich gar nicht erzählen will, von den Abgründen, in die man blickt, wenn man den Menschen in die Augen schaut und tief unten einen Planeten kreisen sieht, auf dem ein A e sitzt und in die Dunkelheit über ihm starrt. Von „Uwe & Heiko“, die den Niedergang der Volkswer nicht verkra et haben und dem Sprung auf den Oranienplatz, der in der großen Stadt liegt, nicht scha - ten, wobei man sich gar nicht sicher sein kann, ob man ihn denn auch selbst gescha hat, weil man die Volkswer noch immer im Herzen trägt, egal wie weit man springt. Ein Album, das vom verzweifelten Versuch erzählt, das alles in Kunst zu verwandeln, beglei- tet von der Angst, dass es dann aber doch nur für den nächsten Post auf the gram reichen könnte oder für den Soundtrack der nächsten Party, auf der sich die Jungs seit neuestem kleiden wie Hooligans aus dem Ostblock – was ja wiederum auch ganz geil aussieht. 

„Alle gegen Alle“ von Zugezogen Maskulin ist das stille Statement einer wütenden Band. Auf Beats, die überwiegend von Silkerso produziert wurden, knüpfen sie nahtlos an ihr Debütalbum „Alles brennt“ an und machen trotzdem alles anders. „Alle gegen Alle“ ist ein krachendes Album einer Band, die sich zurückgezogen hat, in die dunklen Kam- mern der eigenen Vergangenheit und nicht wegschaut, wenn sie an die eigenen Untiefen herantri , und so entstand, unter der Regie von Markus Ganter, der als Executive Pro- ducer in Erscheinung trat, ein Album wie eine Zugfahrt durch ein Land, in dem man vor Jahren schon einmal gewesen ist. Eine Zugfahrt hinein in die Welt aus Glasfassaden und Beton, zurück auf den Bolzplatz und ins Kinderzimmer zwischen Bong und Hansa-Schal, dorthin ins Moor zwischen reetgedeckten Häusern und dem roten Bonanzarad, wo man früher einmal zuhause war und heute nicht mehr zuhause sein kann, weil man in der Zwischenzeit den Bordstein und die Skyline gesehen hat. Nikolai Po ho (Ex-Tomte) wiederum liefert mit seinen Synthie-Flächen auf „Steine und Draht“, den Hintergrund für eine Reise in die Psyche einer Nation und wieder zurück, während Kenji 451 bei „Der müde Tod“ ein zeitloses Glockenspiel hervorgezaubert hat, zu dem dich ein jeder Tod fest bei den Händen packen würde, um dich zum Tanzen zu zwingen. 

Seltsam zeitlos wirkt dieses Album von Zugezogen Maskulin. Seltsam gut ist es geworden. „Alle gegen Alle“ erscheint am 20.10.2017 bei Four Music. 

Marcus Staiger 

 


https://www.facebook.com/ZUGEZOGENMASKULIN/

Veedel Kaztro

„Veedel K - Ebertplatz - Kölsch, Kippe, Lederjacke / Straighter Rap-Untergrund, nicht wie deine Streberkacke / Abgefuckte Sneaker und der Hoodie ist gezockt, ich hab leider kein einziges Kleidungsstück ohne Loch / Du kommst mit I Phone, ich komm mit Kölsch, Kippe, Lederjacke / Du hörst Indie Pop, ich höre Kölsch, Kippe, Lederjacke / Du gehst zu Savas, ich geh zu Kölsch, Kippe, Lederjacke / Du trägst Herrenhandtasche, ich trage Kölsch, Kippe, Lederjacke“


Veedel Kaztro - halb Mensch, halb Kater - hängt immer noch am Büdchen ab. Vielleicht am Ebertplatz, in Beverly Sülz oder irgendwo im Süden der Stadt. Veedel ist das kölsche Idiom für Viertel und das Büdchen ist für den Kölner, was dem Berliner der Späti und dem Ruhrpotthomie die Trinkhalle ist. Veedel Kaztro ist der spannendste MC, den Köln in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Finden wir zumindest und wir sagen ja nicht allzu oft „Yo, lass ne Rap-Platte machen“. Als Veedel K im letzten Jahr sein „Büdchen Tape“ im Internet abwarf und (Leopoldseder sei Dank) den Weg in unsere Playlist fand, war so ein Moment gekommen. Deshalb veröffentlichen wir im November, mit der „Büdchen EP“, die erste richtige Platte, des 23-jährigen MCs.


„Ich folge keinen Trends Homie, ich mach sie lieber selber / Ich wollte immer anders sein, als Kind wolle ich n'Punker sein / Als ich 8 Jahre alt war pumpte meine Mama Slime“


Neben Slime (legendäre Deutschpunkband aus den 80ern. Grösster Hit: „Bullenschweine“) zählen But Alive, Refused, At The Drive In aber auch Tocotronic zu Veedels frühen Lieblingsbands. An der Punkszene schätzt er den Nonkonformismus das Schnorren in der Fussgängerzone eher nicht so.


„Ich rappe für Penner in Strassen und U-Bahnen / Noch zwei Euro auf'm Konto, einen kannst haben / Geh bei Rewe klauen, geh bei Aldi klauen, geh bei Netto ... Nimm dir einfach alles was was du brauchst“


Als er 14 ist, machen Wu-Tang eine neue Tür für ihn auf. Sidos „Maske“ ist für Veedel wie ein Telegramm. Ab da will er Hip-Hop sein. Drei Jahre später - wir schreiben 2007 - verteilt er auf dem Schulhof sein erstes selbstgebranntes Album „Weg Hier (Demotiviert“). Veedels Rapgeschmack passt dabei bis heute in keine Schublade. Er mag Guru, Eminem und Jay-Z und feiert 2 Chainz, Wacka Flocka und Gucci Mane. In Deutschland schätzt er Nate 57, Kamp, Prinz Porno, Casper, SD, Hiob, Prezident und den Retrogott.


Veedels Texte sind intelligent, ironisch und persönlich. Dabei aber immer frei Schnauze und mit Punchlines versetzt die „Rewind!“ schreien. „Generation Maybe?“ Eher nicht so. Der Junge brennt für Rap und das ist gut so.


„Denn die Welt wird besser wenn ich rap / Ich vergesse all die Wichser, wenn ich rap / Und ich mach was ich machen muss, wenn ich Parts rap / Und ich machs - wenn die Welt mich am Arsch leckt“


https://www.facebook.com/VeedelK/